Models, Trends und Design sind die immer gleichen Schlagworte der Berliner Modewoche. Was ist aber mit Fairness, Nachhaltigkeit und Öko? Passen auch diese Stichwörter zur Fashion Week? Die Berliner Modewoche sagt ja und hat Signale für „Fair Fashion“ gesetzt. Aber nicht nur auf dem alljährlichen Event der Modegrößen spielt Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle, auch bekannte Modeketten starten einen Angriff gegen die „Fast Fashion“.
Hungerlöhne und menschenunwürdige Arbeitsbedingungen – die Textilbranche steht in der Kritik. Sogenannte grüne Mode hat nun bei der diesjährigen Fashion Week gezeigt, dass es auch anders geht. Und was bedeutet das? Kleider aus Algenfasern, Jeans aus recycelten Plastikflaschen und rhabarbergegerbtes Leder wurden unter anderem Anfang Juli in Deutschlands (Mode-)Hauptstadt präsentiert. Kreative Designer aus aller Welt stellen auf vier der fünfzehn Einzelmessen ausschließlich Öko-Mode vor. Dabei sind berliner Publikumslieblinge wie Lala Berlin, Lena Hoschek, Kilian Kerner und die auf „Slow Fashion“ spezialisierten Schwestern Anja und Sandra Umann mit ihrem Label Umasan.
Unter dem Begriff Slow Fashion sammelt sich die nachhaltige, entschleunigte, bewusste Mode, die im Gegensatz zur schnelllebigen Massenware steht. Dazu zählt beispielsweise Kleidung, die aus Biostoffen oder recycelten Materialien zu kaufen sind, gebrauchte Sachen, Produkte von kleineren Labels, die lokal produzieren oder einfach Stücke, die länger halten und nicht aus der Mode kommen. Das Prinzip, das hier vertreten wird, nämlich seltener und bewusster Shoppen zu gehen, steht ebenfalls im Gegensatz zum Prinzip des Wegwerfens und Neukaufens.
Den Trend der Slow Fashion haben viele bereits für sich entdeckt. Seit High-End-Labels wie Stella McCartney und große Ketten wie H&M sich zumindest im Ansatz beim Thema ökologische Mode einklinken, ist das Bewusstsein dafür gewachsen, dass Bio-Mode nicht gleichbedeutend mit Abstrichen beim Design sein muss. Einer der Trends in der nachhaltigen Mode ist das upcyling. Die Idee dahinter: keine neuen Rohstoffe verbrauchen, sondern Altes zu Neuem machen. So bekommt man bei dem Unterwäsche-Hersteller Intimissimi zum Beispiel einen Rabatt auf Neuware, wenn man alte Ware zum Upcycling in die Shops bringt. Gerade bei Jeans lohnt sich da auch. Diese gelten noch immer als das problematischste Kleidungsstück der Modebranche: Unmengen Wasser werden bei der Produktion verbraucht, Bleichstoffe belasten Umwelt und Arbeiter in den Fabriken. So gibt es schon Projekte bei denen Kunden ihre alten Jeans im Laden abgeben können. Diese werden wieder zu Garn verarbeitet und finden so ihren Weg in die nächste Kollektion. Aber auch für H&M ist Recycling eine wichtige Maßnahme für mehr Nachhaltigkeit. 1.600 Tonnen recycelten Materials wurden im vergangenen Jahr zu neuer Kleidung verarbeitet und alle Tüten aus den H&M-Geschäften sind aus recyceltem Material.
Mit dem nachhaltigem Umgang mit Mode hält es sich also ähnlich wie mit dem nachhaltigen Essen: Bewusst einkaufen, auf die Herkunft achten und wenig wegwerfen. Wenn das Design dann auch noch passt, macht Nachhaltigkeit auch noch modebewusst…